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System und Relevanz

Fragment von Hans-Jürgen-Krahl

nach der Handschrift (im Verlag Neue Kritik)

Editorische Bemerkung: Der Hintergrund der Entstehung dieser Notiz ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unbekannt. Sie befindet sich heute mit einer Reihe anderen ähnlichen Notizen und kurzen Texten zu verschiedenen Autoren in einer Mappe im Krahl-Nachlass, der im Verlag Neue Kritik in Frankfurt lagert.


System und Relevanz

Adorno erwähnte einmal, er könne mit Benjamins Gebot, gerade das Unscheinbare zum philosophischen Erkenntnisgegenstand zu erheben, nicht übereinstimmen; ich vermute, daß Adorno damit kaum der Einsicht widersprochen hat, daß im kleinsten Ereignis geschichtsphilosophisch Entscheidendes -- wie Benjamin es nennt -- "aufblitzen" kann. Sein Einspruch scheint sich vielmehr objektiv gegen eine Auffassung zu richten, die nicht im Stande ist, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden, eine Differenz, die konstitutiv für kritisches Denken überhaupt ist. Kafka hat dergleichen in einer Parabel kritisiert (Systemverbohrtheit und keine kritische Distanz.) Nichts kann besser die Intention Adornos illustrieren, als jene Parabel.

Quelle: Mappe 15 b (Ästhetik), Verlag Neue Kritik, Frankfurt a.M., Seite 3
Transkription: Redaktion Krahl-Briefe